Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Das von Christoph Tschupp verfasste Buch zur Geschichte dieser interessanten Pflanze kann in der Apotheke bezogen werden.

Vom mittelalterlichen "Fuga daemonum" zum modernen Antidepressivum

Hypericum perforatum ist eine sehr „alte“ Arzneipflanze, die schon in der Antike bekannt war. Erste schriftliche Hinweise sind annähernd 2000 Jahre alt und stammen aus Griechenland. Im Mittelalter wurde die Pflanze oft als Psychotherapeutikum, als Fuga daemonum, eingesetzt. In neuerer Zeit konnte die Wirksamkeit in zahlreichen Studien erweisen werden.

Johanniskraut wird neu entdeckt

Während den letzten 10 Jahren wurden zahlreiche Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit des Johanniskrautextraktes durchgeführt. Die systematischen Untersuchungen wurden gegen Placebo oder gegen bewährte synthetische Antidepressiva als Referenzsubstanz geführt. Es zeigte sich dabei, dass das Johanniskrautpräparat bei leichten und mittelschweren Depressionen antidepressive Wirkungen aufweist, die durchaus mit denen der synthetischen Substanz vergleichbar sind. In weiteren Vergleichsstudien gegen Standardtherapien mit Maprotilin oder Amitriptylin erwies sich Hypericum betreffend der Wirksamkeit auf die einzelnen Symptome als sehr ähnlich. Auch hinsichtlich einer Verwendung als Öl gegen äussere Wunden kann Hypericum heute als rehabilitiert angesehen werden.

Ungewöhnliche Eigenschaften


Wird das Johanniskraut zwischen den Fingern zerrieben, tritt roter Saft aus. Diese Eigenschaft regte schon immer die Phantasie des Volkes an und führte zu Spekulationen. So schrieb KRÜNITZ zum Beispiel, dass die Pflanze aus dem Blute des enthaupteten Johannes gewachsen sein soll. In der Mythologie des Volkes diente der Hypericumrot genannte Saft auch als Liebesorakel.

Eine Pflanze ohne Nebenwirkungen?

Der antidepressive Effekt des Johanniskrauts wurde in zahlreichen wissenschaftliche Studien erwiesen. Trotz der guten Wirksamkeit fanden sich dabei kaum Nebenwirkungen. Insbesondere die in der Literatur sehr häufig erwähnte Photosensibilisierung scheint rein theoretischer Natur zu sein. In keiner bekannten Studie wurde ein Fall einer phototoxischen Schädigung eines Menschen beschrieben. Für die relative Unbedenklichkeit dieser „alten“ Arzneipflanze spricht auch, im Gegensatz zu neu zugelassenen Arzneistoffen, der sehr lange Erfahrungszeitraum, in dem keine negativen Beobachtungen gemacht wurden.
In neuerer Zeit wurde Johanniskraut als enzyminduzierende Pflanze entlarvt. Dies führt in Einzelfällen zu klinisch relevanten Wirkungsabschwächungen anderer Arzneimittel. Vor der Einnahme sollte darum abgeklärt werden, ob eine Einnahme von Johanniskraut möglich ist.